Ein gemeinsam abgestimmter Vorschlag an die integrationspolitischen Sprecher/innen im Bundestag


Dimension der Aufgaben
 
Die Integration der zu uns Geflüchteten ist eine große Herausforderung und muss gelingen. Für diese Aufgaben wollen die Dachverbände der säkular ausgerichteten Migrantenorganisationen ihre Ressourcen und Kompetenzen einbringen. Die unterzeichnenden Bundesdachverbände vertreten hunderte von Migrantenorganisationen der verschiedensten Communities in ganz Deutschland. Sie setzen sich überwiegend aus Selbstorganisationen der in den letzten Jahrzehnten Zugewanderten zusammen. Sie veranschaulichen als gelebte Beispiele einer bereits gelungenen Integration die Zuversicht, dass die aktuelle Integrationsaufgabe durchaus gelingen kann. Gemeinsam mit ihren Mitgliedern vor Ort wollen die Dachverbände bundesweit ihre Integrationskompetenzen zum Nutzen der gesamten Gesellschaft dafür mobilisieren. 

Dafür schlagen wir vier entscheidende Schritte vor.
 
Die Migrantenorganisationen der verschiedenen Communities leisten täglich eine große Bandbreite wichtiger Integrationshilfen vor Ort. Das reicht von einfachen Lotsenfunktionen über Patenschaften, soziale Beratungen, kulturelle Veranstaltungen, außerschulische Bildungsangebote, die Unterstützung von Familien bei Erziehungs- und Bildungsproblemen bis zu zertifizierten beruflichen Integrationsmaßnahmen. Immer steht dabei die Vorstellung der Hilfe zur Selbsthilfe als Leitbild Pate. Sie verfügen über eine auf der eigenen Erfahrung basierende Expertise in Bezug auf gelungene Integration, wie auch in Bezug auf Irrwege, Fallstricke und den Umgang mit Diskriminierungserfahrungen.
 
Die Dachverbände stellen fest, dass von ihren Mitgliedern nur ein geringer Teil sich der neuen Flüchtlingsproblematik stellt und sich diesen Zielgruppen mit seinen Angeboten öffnet. Obwohl in Migrantenorganisationen vielerlei wichtige Potenziale und Kompetenzen zur Integration verankert sind, sind sie nicht automatisch mit die ersten Anlaufstellen der neu zugewanderten Flüchtlinge. Stattdessen hindern vielerlei Vorbehalte, Unwissenheit, Ängste und Xenophobien in den alteingesessenen Migrantenorganisationen öfters eine interkulturelle Öffnung.


 
Hieraus erwachsen vier wichtige neue Handlungsschritte für migrantische Dachverbände.
Wir als Unterzeichnende schlagen vor, folgende Aufgaben verantwortlich zu übernehmen:
 
1. Wir Dachverbände sensibilisieren, qualifizieren und begleiten unsere Mitglieder in der Flüchtlingsarbeit.
 
Wir setzen uns unseren Mitgliedern gegenüber für eine breite interkulturelle Öffnung von deren Angeboten und Integrationsdienstleistungen ein. Wir werben in bundesweiten Aktionen für die Teilnahme unserer Mitglieder bei dieser nationalen Integrationsanstrengung. Darüber hinaus sensibilisieren, qualifizieren und begleiten wir die Ehrenamtlichen in unseren Vereinen, um sie für die weitgefächerten neuen Aufgaben der Integration der Flüchtlinge fit zu machen. Vielfältige Übergänge in die Professionalität müssen den Aktiven beispielsweise angeboten werden. Die Qualität der Dienstleistungen soll so dauerhaft erhöht und stabilisiert werden.
 
Ziel ist eine flächendeckende Stärkung der zivilgesellschaftlichen Integrationskräfte in ganz Deutschland. Alteingesessene Migranten mobilisieren ihre Kompetenzen und ihr Erfahrungswissen in der Präventionsarbeit, um Neumigranten wirkungsvoll eine neue Heimat zu vermitteln.
 
Dies soll auch ein klares politisches Signal aussenden!

2. Wir als derzeit geförderte zehn Dachverbände binden weitere migrantische Bundesverbände in die Flüchtlingsarbeit ein.
 
Die migrantischen Dachverbände werben für ein breites bundesweites Bündnis, um die Arbeit mit Flüchtlingen als Aufgaben nachhaltig und effektiv umzusetzen. Den Kern bilden die derzeit durch eine Strukturförderung des Bundes geförderten 10 Organisationen. Schon dieses Bündnis repräsentiert bundesweit die meisten säkularen Migrantenorganisationen und ist ein zentraler Ansprechpartner für die anstehenden Aufgaben. Diese 10 Verbände mobilisieren weitere und sorgen dafür, dass diese ihrerseits ihre Mitglieder aktivieren.
 
Die Dachverbände benötigen für die Umsetzung dieser Ziele eine stärkere Anbindung und Teilhabe in folgenden Bereichen:
 
3. Eine einheitliche Stimme der bundesweiten Dachverbände benötigt einen festen Ansprechpartner auf Seiten der Politik.
 
Das Bündnis der beteiligten migrantischen Dachverbände benötigt auf Bundesebene einen zentralen, verantwortlichen Ansprechpartner, um diese nationalen Aufgaben und Ziele effektiv umsetzen zu können. Wir appellieren an die politisch Verantwortlichen, diese Schnittstelle zu schaffen.
 
4. Die Stimme der säkularen Migrantenorganisationen verstärkt das bestehende Bündnis.
 
Das gegenwärtige, bereits auf Bundesebene aktive Bündnis für die Lösung der Integrationsaufgaben ist noch unvollständig. Es umfasst im Wesentlichen lediglich die angestammten Wohlfahrtsverbände, Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretungen, Vertreter von Sport und Medien und als neue Partner muslimische Verbände. Erst die Aufnahme eines wie oben skizzierten, säkular orientierten migrantischen Bündnisses vervollständigt den Kreis der Organisationen und bündelt alle relevanten Kräfte.
 
Berlin, 29. April 2016
 
Dr. Ali Sak Berin Arukaslan
Föderation türkischer Elternvereine in Deutschland (FÖTED)
 
Ivana Drmic
Kroatischer Weltkongress in Deutschland (KWKD)
 
Gökay Sofuoğlu Dr. Aysun Aydemir
Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD)
 
Nikolaos Athanassiadis
Verband Griechischer Gemeinden in der Bundesrepublik Deutschland (OEK)
 
Johann Roumee
Zentralverband der Assyrischen Vereinigungen in Deutschland
und Europäische Sektionen (ZAVD)
 
Antonio Beltrán Talavera
Bund der Spanischen Elternvereine in Deutschland (Confederación)
 
Ali Ertan Toprak
Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände in Deutschland
(BAGIV)
 
Ismail Köylüoglu
Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen (NEMO)
 
Prof. Dr. Nguyen Van thoai
Bundesverband der Vietnamesen in Deutschland (BVD)
 
Wladimir Weinberg
Bundesverband russischsprachiger Eltern (BVRE)
 

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